Wegen Lockdown können Christmetten nicht stattfinden
HERSBRUCKER SCHWEIZ (ap) – „Das ist wirklich ein schönes Weihnachtsgeschenk“, grantelt Pfarrer Wunnibald Forster. Er und seine evangelischen Kollegen müssen ihr sorgsam ausgearbeitetes Weihnachtsprogramm nochmals anpassen – vor allem wegen der Ausgangssperre.
Die Botschaft des Dekans Tobias Schäfer lautet: „Traut euch, Präsenzgottesdienste zu halten – unter aller Vorsicht.“
Dieses Verantwortungsbewusstsein und die damit verbundene Kreativität spüre er bei allen Pfarrern im Dekanat. „Auf dieser Wegstrecke können wir viel Neues entdecken.“ Den Vorwurf, die Kirchen brächten mit Gottesdiensten Menschen in Gefahr, will er nicht gelten lassen: „Jeder muss für sich selbst wissen, ob er hingehen will oder nicht.“ Außerdem habe jede Kirchengemeinde klare Hygienekonzepte und man habe sich in der Pfarrkonferenz auf folgendes Vorgehen geeinigt: „Gottesdienste werden abgesagt, wenn der Schutz der Besucher nicht gewährleistet ist.“ Auch kommen in einigen Kirchengemeinden nun weitere Anmelderegelungen hinzu. „Die Kirchenleitung hat uns empfohlen, damit zu arbeiten, wenn die Möglichkeit besteht, dass die Kapazitätsgrenze des Kirchenraumes oder der Freifläche erreicht wird“, erläutert Schäfer. Dabei gehe es nur um einen Versuch der Organisation von Besucherströmen für die einzelnen Veranstaltungen.
Platz für spontane Gäste soll in einem gewissen Maß aber frei gehalten werden. „Da wird es zum Beispiel in der Stadtkirche an den Feiertagen auch keine freie Platzwahl geben und die Gottesdiensthelfer werden den Besuchern Plätze im Kirchenraum zuweisen.“ Aber: „Ich denke, es kommen eh nicht so viele wie sonst“, meint Altensittenbachs Pfarrer Gerhard Metzger. Niemand wird in Lauf kommen; die Kirchengemeinde verzichtet als einzige im Dekanat komplett auf Präsenzgottesdienste während des Lockdowns. Den fast komplett digitalen Weg beschreiten beispielsweise Offenhausen und Pommelsbrunn: Lediglich die geplanten Andachten an Heiligabend draußen finden statt. „Das ist für uns die vertretbarste Version“, begründet Pfarrer Johannes Schroll die Entscheidung in Pommelsbrunn.
Auch das oder Absagen aus Solidarität zum Handel kann Dekan Schäfer nachvollziehen. Trotzdem ist für ihn das Zusperren der letzte Schritt: „Kirche verkauft sich unter Wert, wenn sie sich nicht als systemrelevant sieht.“ Sie bilde einen anderen Baustein der Gesellschaft als zum Beispiel die Wirtschaft. Mit diesem Privileg gelte es gewissenhaft und verantwortungsvoll umzugehen, mahnt Schäfer: „Wir verkaufen nichts, sondern wir teilen Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft in dieser schweren Zeit.“ Details zu den Gottesdiensten bitte dem Kirchenzettel entnehmen oder zwecks kurzfristiger Änderungen bei den Kirchengemeinden informieren.
Artikel Hersbrucker Zeitung 19.12.2020, geschrieben von Andrea Pitsch / Gekürzt: Thomas Lichteneber
Foto: Sinnbild für Weihnachten in Corona-Zeiten: Die Dorfkrippe in Reichenschwand ist draußen aufgebaut und auch viele Kirchengemeinden werden im Freien Heiligabend feiern – aber ohne Christmette. Foto: A. Pitsch