Silas M. Ploner restauriert derzeit die Sandsteinskulptur an der Stadtkirche
Schönheitskur für ein bedeutendes Kunstwerk der Stadtkirche: Konservator und Restaurator Silas M. Ploner aus Berlin entfernt derzeit akribisch den Schmutz der letzten drei Jahrzehnte von der Ölbergskulptur an der Ostseite von Hersbrucks zentralem Gotteshaus.
Der Ölberg, außen an der Chorwand der Stadtkirche angebracht, hat bereits ein neues Dach bekommen. Die im Schlussstein am Bogen eingemeißelte Jahreszahl, eine Eins und drei nach unten geöffnete Achter (1444) steht vermutlich auch für das Baujahr des Kirchenchors. Nach dem 30-jährigen Krieg, im Jahr 1662, wurde auf Veranlassung des kaiserlichen Rittmeisters Egidius Lang der Ölberg erneuert und bei einer 1857 durchgeführten Renovierung verschwand die gewölbte Originaldecke und das Dach wurde in der heutigen Form angebracht, wobei auch vom bemalten spätgotischen Chorfenster die unteren Felder zugemauert wurden.
Zurzeit wird die in Sandstein gehauene Figurengruppe durch denBerliner Konservator und Restaurator Silas M. Ploner fachmännisch mit Bürsten und Pinseln vom Schmutz der vergangenen drei Jahrzehnte gereinigt, restauriert und konserviert. Danach soll sie – wie schon in der Barockzeit – wieder mit Farbe gestaltet werden.
Sie zeigt Christus betend vor einem Felsturm kniend, obenauf der Kelch und darüber ein Engel, der dem Heiland das Kreuz zeigt. Hinter dem betenden Jesus sitzen die schlafenden Jünger, Petrus mit Schwert, Johannes und dessen älterer Bruder Jakobus. Das Wandgemälde zeigt Judas mit den Kriegsknechten kommend und im Hintergrund die Stadt Jerusalem.
Während der letzten Sanierung im Winter 1987/88 wurde das Ganze beheizt, damit der stark durchnässte Sandstein langsam trocknen konnte. Seitdem ist die Durchfahrt zum Lohweg gesperrt, um weiteren Schaden durch Auspuffgase und Spritzwasser zu verhindern.
Von einem merkwürdigen Fund am Ölberg berichtete das „Wochenblatt der Stadt Hersbruck und Umgebung“ am 1. August 1857: Beim Aufbrechen des kleinen Daches über der Skulptur hatten Arbeiter eine Hand gefunden. „Es war eine linke Frauenhand, dem Anscheine nach durch ein scharfes Instrument beim Knöchel vom Vorderarm getrennt“, hieß es, „scheint niemals unter die Erde gekommen, sondern an der Luft oder sonst an einem trockenen Ort mumienartig vertrocknet zu sein.“ Die Herkunft der Hand wurde nie geklärt.
Einen Hinweis darauf liefert möglicherweise Ulmers Chronik aus dem Jahr 1872. Dort findet sich der Verweis auf die letzte Hinrichtung in Hersbruck, die „1741 an Katharina Dilling aus Neuhof bei Fürnried vollzogen wurde. Derselbenwurde zuerst vom Bettelrichter die Hand und sogleich darauf der Kopf vom Scharfrichter abgeschlagen.“ Es war damals üblich, dass zur Warnung an alle Vorübergehenden die abgeschlagene Hand aufeine Stange gesteckt wurde und so an der Luft trocknete. Vielleicht stammte die 1857 gefundene Hand ja von dieser letzten Hinrichtung und ein gütiger Mensch gab ihr diesen Platz an der Kirche.
ALBERT GENG
Copyright (c) 2018 Verlag Nürnberger Presse, Hersbrucker Zeitung, Ausgabe 25/05/2018
Bild oben: Mit Pinseln und Bürsten bringt Restaurator Silas M. Ploner derzeit die Ölberg-Skulptur an der Ostseite der Stadtkirche wieder zum Strahlen. Foto: A. Geng