Caritas, Diakonie und Rummelsberger Dienste veranstalten am Freitag eine Telefonaktion zum Thema Demenz
Im Rahmen der bayerischen Demenzwoche bieten Caritasverband Nürnberger Land, Diakonie Nürnberger Land und Rummelsberger Dienste am 20. September von 16 bis 18 Uhr eine gemeinsame Telefonaktion unter der Nummer 09151/862880 zum Thema "Demenz" an. Die HZ sprach vorab mit den Beraterinnen Franziska Grashey (Caritas), Ilka Kolb (Diakonie) und Franziska Stadelmann (Rummelsberger Dienste).
Am 20. September beraten Sie zwei Stunden zum Thema "Demenz". An wen richtet sich die Aktion?
Franziska Grashey, Sozialpädagogin: Prinzipiell kann jeder bei uns anrufen, der mit Demenzkranken zu tun hat oder sich einfach nur zum Thema informieren will. Egal, ob es sich dabei um direkte Verwandte, Freunde oder Nachbarn handelt.
Wieso ist die Beratung gerade in Bezug auf Demenz so wichtig?
Franziska Stadelmann, Gesundheits- und Krankenpflegerin: Demenz ist in vielen Köpfen noch immer ein Tabu-Thema, deshalb wissen viele nicht, wie sie mit einem Erkrankten umgehen sollen. Das führt zu Streit und Frustrationbeim Pflegenden und Gepflegten.
Ilka Kolb, Diplompflegewirtin (FH): Viele beschäftigen sich erst dann mit Demenz, wenn Angehörige bereits erkrankt sind. Besser ist es, sich schon frühzeitig zu informieren. Das reduziert später Stress und Überlastung.
Grashey: Wir unterstützen die Angehörigen genau dann,wenn sie es am meisten brauchen und stehen ihnen zu allen Themen mit Rat zur Seite. Nicht nur bezüglich der körperlichen Veränderungen durch die Krankheit, sondern auch bei Fragen zu Leistungen der Pflegekassen, sämtlichen Antragstellungen, Wohnungsanpassungen oder Hausnotruf. Die kostenlose Beratung ist für viele Angehörige ein Anker, um zu zeigen: Wir schaffen das, du bist nicht allein.
Das heißt, ein Beratungsgespräch bezieht sich nicht nur auf die medizinischen Hintergründe der Demenz, sondern auch auf den Angehörigen?
Grashey: Absolut. Wir geben Tipps, wie man die Kommunikation mit Patienten verbessern kann. Und es ist unsere Aufgabe, den Angehörigen zu zeigen, wie wertvoll ihrePflege und ihre Arbeit ist. Dass es völlig verständlich ist, müde und erschöpft zu sein und dass niemand deshalb ein schlechtes Gewissen haben muss.
Stadelmann: Es gibt für pflegende Angehörige auch Gesprächskreise. Dort können sie sich mit anderen Pflegenden austauschen. Die Kommunikation untereinander ist oft schon sehr aufbauend.
Kolb: Und es ist so wichtig, dass auch der Angehörige auf sich achtet! Denn wenn er vor Erschöpfung zusammenbricht, dann hat auch der demenzkranke Ehepartner oder Elternteil nichts mehr davon. Es gibt ehrenamtliche Helfer, die Angehörige unterstützen und ihnen eine kleine Auszeit ermöglichen.
Wann sollte ich mich denn zum Thema Demenz informieren?
Grashey: Am besten so früh wie möglich! Bei häufig auftretender Vergesslichkeit einfach den Hausarzt oder Neurologen aufsuchen und testen lassen. Dann lässt sich das Fortschreiten der Demenz häufig medikamentös hinauszögern. Es bringt nichts, zu warten, denn: Was weg ist, ist weg. Viele wissen nicht, dass Demenz nicht nur Auswirkungen auf das Gedächtnis hat, sondern auch auf den Tag-Nacht-Rhythmus, die Verdauung oder die Sprech- und Gehfähigkeit.
Wenn der Andrang am 20. September so groß ist und man Sie nicht erreicht?
Stadelmann: Dann kann man uns an allen anderen Wochentagen immer noch unter unseren üblichen Telefonnummern anrufen: 09151/862881 (Diakonie), 09123/9626822 (Caritas) und 09128/502360 oder 0151/12504981 (Rummelsberger).
Was ist letztendlich das Ziel der Telefonaktion?
Kolb: Unser Ziel ist es, die Demenz in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu rücken. Allein in Bayern leben rund 240 000 Demenzerkrankte und doch existieren viele Halb- oder Unwahrheiten über die Krankheit. Nicht nur ältere Personen können an Demenz erkranken, sondern auch junge Menschen. Wir möchten darüber aufklären und beraten.
Interview: Anna-Lena Kopp
Copyright (c) 2019 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 18.09.2019