Kirchbauverein ist eine Art Förderverein für den Erhalt der Hersbrucker Stadtkirche
HERSBRUCK (ap) – „Ich habe ja Theologie und nicht Architektur studiert“, sagt Pfarrer Thomas Lichteneber ganz plakativ. Was er damit meint: Als Geistlicher der Stadtkirche ist er nicht nur seelsorgerisch für seine Schäfchen zuständig, sondern auch verantwortlich für den Erhalt des Gotteshauses. Und genau deswegen ist der im April 2016 gegründete Kirchbauverein für den Pfarrer ein wahres Geschenk.
Denn bei den alten Gemäuern stehen immer wieder Renovierungen an, der Denkmalschutz spielt eine Rolle. „Darum kümmert sich Dietrich Kappler und er macht auch alles an Kommunikation“, erzählt Lichteneber. Der Hersbrucker Architekt ist Vorsitzender des 26 Mitglieder starken Vereins und wird von seinem „Vize“ Gerhard Lenz, Schriftführer Guido Schmidt, Schatzmeisterin Gudrun Zeltner sowie Pfarrer Lichteneber als Vertreter der hauptamtlichen Geistlichen unterstützt.
Kapplers Wissen und Kontakte sind laut Lichteneber Gold wert. „Einen Verein gibt es meist bei großen Kirchen, bei denen viel Sachverstand nötig und der Erhalt aufwendig ist“, weiß der Pfarrer. Ziel des Vereins ist es, so Kappler, das Gotteshaus samt seinem Kunstgut zu erhalten und mit Aktionen, Vorträgen oder Kirchenführungen – wie einer im März mit Daniel Hess vom Germanischen Nationalmuseum – ein breiteres Publikum anzusprechen. „Dass der Verein auch inhaltlich das Gemeindeleben mitgestaltet und sich nicht nur für die Finanzierung zuständig fühlt, ist einfach toll“, lobt Lichteneber.
Gerade bei solchen Terminen sammeln Kappler und Co. etlicheScheine und Münzen ein. „Viele spenden lieber, als bei uns einzutreten“, berichtet Kappler. Dabei kommt im Jahr ein „Mehrfaches der Mitgliedsbeiträge“ zusammen. Zum Beispiel wenn der Verein die auswärtigen Jubelkonfirmanden anschreibt. „Da gibt es immer ein erstaunliches Echo“, so der Architekt. Einige geben sogar wiederholt Geld. Wer das tut, der bekommt ein Dankschreiben und eine Quittung, sagt Kappler.
Kirche und die Jugend
Ebenfalls von Erfolg gekrönt sind die Aktionen zur Kirchweih und im Advent. So kam beim Verkauf der Springerle samt Modeln aus Püscheldorf mit wiedererkennbarem Emblem – eine Idee von Gertrud M. Barth – in der vergangenen Vorweihnachtszeit „einiges zusammen“, verrät Kappler. Ähnliches soll es 2018 wieder geben. Und es schweben Überlegungen im Raum, Jüngere mit der Kirche vertraut zu machen – zum Beispiel mit einer Führung für Kinder oder Konfirmanden, so Kappler. Ein größeresProjekt für dieses Jahr ist ein neuer Kirchenführer, kündigt Kappler an. Die letzte Auflage von 1988 ist vergriffen und der Verein will zudem „mehr anbieten als bisher“. Fotos für diewohl 32 Seiten sind bereits vorhanden, die Texte zu Kunstgegenständen, Bau und Kirchliches in Arbeit.
Eines ist Kappler aber bewusst und wichtig: Der Verein will keine Konkurrenz zu anderen Spendenprojekten in der Gemeinde sein. „Aber wir wollen uns immer wieder in Erinnerung rufen.“ Beispielsweise mit einer Werkschau während der Restaurierung des Ölbergs, der Figurengruppe am äußeren Ostende der Kirche. Diese unterstützen die Mitglieder – eine Art Förderverein – und hoffen, dass sie bis Gründonnerstag abgeschlossen ist. Aber, so Kappler, der Restaurator, der unter anderem am Zwinger in Dresden arbeitet, kann aufgrund der Witterung erst im Frühjahr beginnen. Wenn hier schon Hand angelegt wird,stellen sich Kappler & Co.vor,ein anderes schmiedeeisernes Gitter zur Taubenabwehr sowie eine Verlängerung des Vordachs anbringen zu lassen: „Zusätzliche Kosten, bei denen der Verein die Gemeinde unterstützen könnte“, sagt er.
Zugleich muss aber Geld angespart werden, denn mittelfristig werden eine Sanierung von Kirchenschiff und Dachstuhl anstehen. „In plus/minus zehn Jahren wird es brisant“, schätzt der Architekt. Sorgen machen ihm auch die Sicherheit der maximal 650 Besucher – Stichwort Ausgänge –, der Zustand der Balken im Mauerwerk auf der ersten Empore oder dass Putz runterkommt wie in Pommelsbrunn (wir berichteten).
Personen entscheidend
Für all solche Ausgaben reichen die Grundzuweisungen der Landeskirche nämlich nicht unbedingt, weiß Lichteneber: „Die Zuweisung ist abhängig von der Gemeindegröße – egal ob das Gotteshaus modern, groß, klein, alt oder schlicht ist, ob es ein oder mehrere Gebäude gibt.“ Klar seien Sonderzuweisungen möglich – mit „viel Bitten und Betteln“. Daher entschloss sich der Kirchenvorstand schon vor Jahren für Selbsthilfe, entweder per Verein oder Stiftung, erinnert sich Kappler.
Nach langem Hinziehen entschloss sich der Kirchenvorstand für den Verein,der sei flexibler,begründet Kappler. Kapital zur Gründung, Kontrolle durch Stiftungsaufsicht, Verwenden nur der Erträge – das alles wollte man nicht. Und daher kann Pfarrer Lichteneber nun sagen: „Es ist fantastisch, dass wir unseren Kirchbauverein haben.“
Die Stadtkirche ist ein Symbol für Hersbruck (oben). Ihr Erhalt kostet – Geld, Zeit und viel Wissen. Daher ist Pfarrer Thomas Lichteneber (unten links) froh, dass es den Kirchbauverein mit Vorsitzendem Dietrich Kappler (unten rechts) gibt. Fotos: A. Pitsch
Copyright (c)2018 Verlag Nuernberger Presse, Hersbrucker Zeitung, Ausgabe 10/02/2018
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