In vielen Ortschaften regt sich eine Welle an Hilfsbereitschaft, seit sich die Corona-Krise weiter verschärft. Auch die seit vielen Jahren bestehende Nachbarschaftshilfe „Nachbarn werden“ des Diakonischen Werkes Altdorf-Hersbruck-Neumarkt ist gerade dabei, in Hersbruck einen Lieferdienst für Senioren aufzubauen. Melanie Ketterer von der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (Kasa) erklärt, worum es dabei geht.
Wie entstand die Idee des Lieferdienstes?
Melanie Ketterer: Wir wollten das Angebot im Rahmen der Nachbarschaftshilfe entstehen lassen: Hier sind grundlegende Dinge wie Formulare und Erfahrung einfach schon da.
Was bietet der Dienst an?
Wir kaufen für die Hilfesuchenden ein: Sie geben uns am Telefon eine Einkaufsliste durch und wir bringen die Produkte dann zur Haustüre. Auch das Geld wird bereits vorab übergeben – natürlich wäre hierfür eine Überweisung am besten, das wird sich aber kaum überall umsetzen lassen.
Beschränkt sich der Dienst rein auf Lebensmitteleinkäufe?
Nein, wir würden auch Apothekengänge übernehmen, falls Bedarf besteht. Aber die meisten Apotheken liefern ja bereits selbst.
Für wen ist der Lieferservice gedacht?
Das Angebot gilt speziell für die Risikogruppe (Menschen über 70, chronisch kranke und/oder isolierte Menschen). Im Rahmen der Kapazitäten werden wir jedoch niemanden wegschicken.
Wie trete ich mit dem Lieferdienst in Kontakt?
Hilfesuchende und Helfer gleichermaßen können entweder eine Mail an nachbarn-werden@diakonie-ahn.de schreiben oder unter der Nummer 09151/837735 anrufen. Hier bitte auch auf den Anrufbeantworter sprechen – wir haben gerade sehr viele Sachen zu klären. Wir kooperieren mit dem WinWin Freiwilligenzentrum, tauschen uns aus und vermitteln unbürokratisch Helfer und Hilfesuchende. Auch die Stadtpfarrer haben wir angesprochen, weil sie viele Kontakte zu den Leuten haben.
Wo kann der Lieferdienst in Anspruch genommen werden?
Wir beschränken uns auf das Hersbrucker Stadtgebiet mit seinen Ortsteilen. In der weiteren Umgebung gibt es viele eigene Initiativen.
Was verändert sich gerade bei Ihrer Arbeit?
Wir haben zum Beispiel die Betreuung von Kindern und Senioren komplett eingestellt oder auf den telefonischen Kontakt umgestellt. Wir beobachten aber auch die Entwicklungen und schauen, dass wir die Beschränkungen wieder auflockern können, sobald es geht.
Übernehmen die Freiwilligen, die bisher in der Nachbarschaftshilfe tätig waren, nun den Lieferdienst?
Nein, denn viele der Damen gehören selbst zur Risikogruppe. Deshalb suchen wir noch nach Ehrenamtlichen.
Wie bewerten Sie selbst die aktuelle Situation?
Trotz der Krise finde ich die Entwicklung in der Gesellschaft sehr schön: Es scheint, als würden wir uns zurück auf unsere Basis besinnen und darauf, was wirklich wichtig ist. Monetäre Sachen, die vorher sehr viel Raum in unserem Leben eingenommen haben, scheinen unwichtig und wir kommen zur Ruhe. Ich hoffe natürlich, dass die Krise schnell vorbei ist, aber auch, dass sie uns nachhaltig prägen wird – im positiven Sinne.
Interview: Marina Gundel
Copyright (c)2020 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 01/04/2020