Musikalische Früherziehung Die Aktion "Baby-Kirchen-Lieder" ist bei allen gut angekommen.
Babys in der Kirche – wenn nicht gerade getauft wird, ein eher ungewöhnliches Bild. Genau das möchte Silke Kupper ändern. "Für Kinder in diesem Alter gibt es kaum kirchliche Angebote", weiß die Hersbrucker Kantorin. Deshalb hat sie "Baby-Kirchen-Lieder" ins Leben gerufen. Und stößt damit scheinbar offene Türen ein.
Denn an diesem Mittwochvormittag treffen sich fast 20 Mamas in der Stadtkirche. Sie heben ihre Sprösslinge aus dem Kinderwagen oder dem Tragetuch, der ein oder andere guckt noch etwas verschlafen vom vorangegangenen Nickerchen – dem Hersbrucker Kopfsteinpflaster sei Dank. Im Altarraum, dort, wo sonst der Pfarrer predigt, lässt Kupper nun eine Triangel drei Mal erklingen.
Andächtige Aufmerksamkeit
Junge Mütter sitzen im Kreis und ihre Babys - auf einer Decke liegend oder auf dem Schoß der Mama sitzend – hören fast andächtig zu. Das Jüngste ist gerade mal ein paar Wochen alt.
Denn mit Musik und Gesang kann gar nicht früh genug angefangen werden: Wird das Gehör des Kindes in den ersten Lebensmonaten nicht entsprechend geschult, können die entsprechenden Nervenzellen verkümmern oder werden für andere Funktionen genutzt, weiß Kupper.
Die Melodien speichern sich im Unterbewusstsein. Damit folgt sie dem Konzept aus Dänemark. Laut diesem fördert Singen aber auch sensomotorische Fähigkeiten.
Für alle Sinnesreize
Das alles klappt über Sinnesreize: Hören, Sehen, Anfassen, selbst Musik machen. Dafür hat Kupper Rasseleier, Klangstäbe und Glöckchen dabei. Und die werden gleich ausgiebig getestet: Die Älteren schütteln fleißig, während das neue Spielzeug bei den Jüngeren erst mal in den Mund wandert. Entdecken gehört hier genauso dazu wie die Bindung zur Mama. Und die wiederum darf ihre Stimme trainieren und dabei alte und neue Kirchenlieder ausprobieren.
Sie begrüßen den Morgen mit "Die güldene Sonne", fragen "Weißt du, wieviel Sternlein stehen" oder rufen "Lobe den Herren". Elf Lieder schallen durch die Stadtkirche, bevor die Triangel erneut drei Mal erklingt und damit das Ende der halben Stunde einleitet, die wie im Flug vergangen ist. Bei ein paar Getränken und Knabbereien plaudern die Mamas im Anschluss noch über die aktuellen Schlafgewohnheiten oder Entwicklungssprünge ihrer Kinder, während die auf Entdeckungstour im Altarraum gehen.
Ob es künftig mit dem Angebot weitergeht, weiß Kupper noch nicht. Die Resonanz würde dafür sprechen.
Info
Der kostenlose Kurs für Kinder von 0 bis 18 Monaten findet noch zwei Mal statt, am 18. und 25. Oktober, jeweils von 9.30 bis 10 Uhr in der Stadtkirche Hersbruck.
MARINA GUNDEL
Copyright (c) 2023 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 14.10.2023