Nach der katholischen Kirche geht nun auch die evangelische Kirche in einen Reformprozess: Im Zuge des neuen Landesstellenplanes 2023, der Einsparungen bei den Pfarrstellen auch im Dekanat Hersbruck mit sich bringt, plant sie die Neu- und Umgestaltung. Was das bedeutet, erklärt Dekan Tobias Schäfer.
Rund 37 000 Gemeindemitglieder hat die evangelische Kirche im Dekanat Hersbruck, das klingt eigentlich ganz gut. Spüren Sie auch, dass die Menschen sich nicht mehr so zur Kirche hingezogen fühlen?
Tobias Schäfer: Natürlich merken wir das, da geht es uns nicht anders als der Katholischen Kirche. Es werden jedes Jahr ein paar Mitglieder weniger. Insgesamt haben wir in den vergangenen zehn Jahren rund zehn Prozent an Mitgliedern verloren.
Die Landeskirche will nun den Stellenplan für die Pfarrstellen in Bayern anpassen. Heißt das, es wird künftig weniger Pfarrer auch im Dekanat Hersbruck geben?
Wir kennen die Zahlen noch nicht, doch es ist davon auszugehen, dass der Stellenplan ab 2023 weniger Stellen für das Dekanat vorsieht. Es gibt ja auch weniger Gläubige.
Wer sind wir?
Was wird konkret besprochen?
Wir haben uns im Februar zum ersten Mal zusammengesetzt und überlegt, wie wir uns auf diese Entwicklung vorbereiten können. Dabei geht es jetzt erstmal um einen Bewusstseinsprozess: Die Gemeinden im Dekanat sollen überlegen, wer sind wir, wo werden wir gebraucht und wo wollen wir in Zukunft sein. Unsere Hoffnung ist, dass sich durch die Gespräche eine Annäherung ergibt, beispielsweise, wenn sich zeigt, dass andere Gemeinden ähnliche Ideen haben. Daraus könnten dann Synergien entstehen.
Gibt es bereits Ideen für diesen Prozess?
Ja, die Bandbreite ist groß. Sie reicht von gemeinsamen Sitzungen benachbarter Kirchenvorstände über Dorfführungen zum besseren Kennenlernen bis hin zu gemeinsamen Festgottesdiensten oder thematischen Wandertagen.
Die katholische Kirche hat am Ende des Prozesses Seelsorgebereiche zusammengelegt und vergrößert. Ist in der evangelischen Kirche Ähnliches geplant?
Wir gehen bei unseren Überlegungen von den vorhandenen Strukturen im Dekanat aus. Zusammenlegungen von Gemeinden sind nicht geplant.
Wo ist Bedarf?
In den nächsten Jahren gehen im Dekanat Hersbruck mehrere Pfarrer in den Ruhestand. In Eschenbach, Hohenstadt und in Alfeld werden Pfarrstellen vakant. Werden diese Stellen in Zukunft noch nachbesetzt?
Nur weil ein Pfarrer in den Ruhestand geht, heißt das nicht, dass seine Stelle nicht mehr besetzt wird. Es wird eine bestimmte Zahl von Pfarrern für jedes Dekanat geben. Wie viele Pfarrer wo eingesetzt werden, entscheidet der Dekanatsausschuss Hersbruck und nicht die Landeskirche. Es geht nun erst einmal darum, zu sehen, wo ist welcher Bedarf. Es kann ja auch sein, dass wir feststellen, dass in einer Kirchengemeinde statt eines weiteren Seelsorgers eher ein Kirchenmusiker gebraucht wird. Oder dass geschäftsführende Pfarrerinnen und Pfarrer bei der Verwaltungsarbeit durch andere Mitarbeiter der Kirche entlastet werden. Man darf bei der ganzen Diskussion auch nicht vergessen, dass eben nicht nur die Gläubigen weniger werden, sondern auch die Pfarrer.
Bis wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen?
Wir wollen bis Mitte Juni ein erstes Zwischenergebnis festhalten und dann überlegen, an welchen Fragestellungen wir vertieft weiterarbeiten wollen. Im kommenden Jahr werden wir dann im Dekanatsausschuss ein erstes Konzept für die Verteilung der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dekanatsbezirk vorlegen.
Copyright (c) 2020 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 28.02.2020