Ein äußerst vielstimmiges Echo

Nach drei Jahren Pause lud der Gospelchor wieder zum traditionellen Jahreskonzert ein. Erst im vergangenen Sommer hatte die neue Leiterin Silke Kupper mit den Probearbeiten begonnen - wenig Zeit für ein so umfangreiches Programm.
Bildrechte Michelle Ermer (Hersbrucker Zeitung)
Jahreskonzert – Der Hersbrucker Gospelchor, unterstützt durch Band und Blechbläser, begeisterte sein Publikum in der Stadtkirche.

Gospel, das könnte man übersetzen mit "Gute Nachricht" oder "Evangelium" - und das war eine außerordentlich gute Nachricht: Der Hersbrucker Gospelchor "Sound of Joy" hatte zum traditionellen Jahreskonzert in die Stadtkirche eingeladen. Beschwingt, intensiv und mit größtmöglicher Spielfreude meisterte der Chor mit Band und Bläsern das vollgepackte Konzertprogramm. Kantorin Silke Kupper überzeugte bei ihrer leidenschaftlichen Premiere am Dirigat.

"Musik befördert uns in den siebten Himmel", so treffend formulierte es dann Pfarrer Björn Schukat gleich zu Beginn. Schon Martin Luther hätte Musik schließlich als Gabe und Geschenk Gottes bezeichnet. Ein solches Geschenk machte der Gospelchor "Sound of Joy" nun in gewohnt musikalischer Größe und Klasse.

Stehplätze heiß begehrt

Und in wie üblich voller Kirche - schon eine knappe Stunde vor dem Konzertauftakt waren die ersten Stehplätze heiß begehrt. Besser geeignet zum Fühlen der Rhythmik war dies allemal. Und die Akustik der Stadtkirche schien dadurch nur noch besser zu werden.

Dabei lagen die Augen vor allem auf ihr: Dekanatskantorin Silke Kupper, die vor ziemlich genau einem Jahr in ihr neues Amt berufen wurde, das auch die Leitung verschiedener Ensembles umfasst. Ab Spätsommer begann sie dann die Probenarbeit mit "Sound of Joy". Wenig Zeit für ein so umfangreiches Liedprogramm, gab die engagierte Kirchenmusikerin zu. Deswegen bediente sie sich teilweise auch an bereits vorhandenem Repertoire, das sowohl Chorgründer und Ehrengast Kirchenmusikdirektor Karl Schmidt als auch ihre direkte Vorgängerin Heidi Brettschneider noch mit den etwa 60 Sängerinnen und Sängern einstudiert hatten.

Die Freude sprang über

Doch eigentlich wurde der Chor dann viel größer. Gleich beim zweiten Stück "We will sing" erschallte nach kurzer Gesangsprobe ein vielstimmiges Echo aus dem Publikum zur kraftvollen Unterstützung beim Refrain. Auch begeistertes Mitklatschen war nicht nur erlaubt, sondern sogar gewünscht und trieb die Stimmung weiter in die Höhe, sodass die Freude auf alle Beteiligten übersprang.

Hochanspruchsvolle Stücke

Für spannende Abwechslung sorgten die zwischen den Gesangsstimmen changierenden Parts. Dazu kamen zwei Solistinnen, die zu nun reduziertem Backgroundgesang stimmgewaltig ins Mikro sangen. Hochanspruchsvoll waren die bei teils synkopischer Schnelligkeit dennoch exakt getroffenen Passagen, etwa bei "When you believe", wobei sich englische und jiddische Zeilen abwechselten. Der Popsong aus einem Disneyfilm, der die Lebensgeschichte des jüdischen Propheten Moses nacherzählte, trug die Botschaft "Es geschehen Wunder, wenn du glaubst". Auch die kurzweilige Lebensgeschichte von "Jonah" verlangte der Sangesleistung mit viel Text einiges ab.

Den Fokus auf das gesamte Blechbläserensemble unter Federführung von Philipp Wild legten die beiden Instrumentalteile. Abwechslungsreich und äußerst beschwingt kamen hier Brassmelodien wie etwa ein "Gypsy Brass" zum Klingen. Dann war das Engagement des Publikums wieder gefragt. "My lighthouse" forderte geradezu zum Mitklatschen auf, und auch beim Refrain gab Dirigentin Silke Kupper ihrem Auditorium fast schon in bewährter Manier den motivierenden Einsatz.

Beschwingt und berührend

Unterstützung, mal laut und rockig, beim ruhigen Song - Kupper: "entweder man mag Balladen oder man mag sie nicht" - leise im Hintergrund gespielt, kam von der fünfköpfigen Bandbegleitung mit E-Bass und E-Gitarre, Drumset und Piano. Auch ein Teil der Blechbläser der Selneckerkantorei ergänzte den Klangteppich.

Mit ekstatisch gesteigertem Crescendo nach zunächst tiefem Beginn und leisem Piano-Zwischenspiel endete "Walking in the light" wiederum äußerst berührend. Nach dem "Beacon of love", das den Bogen vom vorangegangenen lighthouse (Leuchtturm) übernahm, folgten langanhaltende, verdiente Standing Ovations und Zugaben.

MICHELLE ERMER

Copyright (c) 2024 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 07.02.2024